Interview mit Sven Burkhard, dessen Foto «Fliegenfischen 2» beim CEWE Photo Award 2021 unter den TOP 30 gelandet ist
Mit 606’289 Einreichungen wurde der CEWE Photo Award erneut zum grössten Fotowettbewerb der Welt. Allein aus der Schweiz wurden über 24.000 Fotos eingereicht. Fünf davon haben es unter die Top 30 der Welt geschafft – darunter «Fliegenfischen 2» von Sven Burkhard. Im Interview berichtet der Zürcher von der spannenden Entstehung des Fotos und wie er die Fotografie nutzt, um in neue Welten einzutauchen.
Herr Burkhard, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch! Stellen Sie sich doch kurz vor.
Vielen Dank! Ich bin 1980 in Zürich geboren. Ursprünglich habe ich eine Lehre als Elektroinstallateur gemacht, aber nie wirklich in dem Beruf gearbeitet. Ich konnte später beim Schweizer Fernsehen anfangen und habe dort meine zweite Ausbildung als Videoeditor gemacht. Das mache ich jetzt schon seit 20 Jahren. Nebenbei fotografiere ich gerne und filme auch.
Die Fotografie wurde mir schon ganz früh mit auf den Weg gegeben, denn mein Vater hat auch fotografiert und seine Fotos selbst entwickelt. Da durfte ich manchmal mithelfen. Mich begleitet die Fotografie deshalb schon mein ganzes Leben. Es ist und bleibt eines der ganz grossen Themen in meinem Leben.
Haben Sie Ihrem Vater schon von Ihrem Erfolg beim CEWE Photo Award berichtet?
Ich hatte am Anfang gar nicht erzählt, dass ich beim Fotowettbewerb teilnehme – ich habe ja nicht damit gerechnet, so weit vorne zu landen. Schon unter die ersten 1000 zu gelangen wäre für mich Wahnsinn gewesen. Die Gewinnbenachrichtigung habe ich mehrfach durchgelesen und konnte es zunächst nicht glauben. Das ist einfach überwältigend.
Mittlerweile habe ich ihm und meiner Mutter natürlich schon davon erzählt. Wir sind alle total begeistert und sie freuen sich sehr für mich. Dabei bin ich mir gar nicht sicher, ob ich diesen Erfolg selbst schon richtig realisiert habe. Ich bin einfach happy mit dabei zu sein und freue mich über alles, was das mit sich bringt.
Wie sind Sie zu Ihrer ersten Kamera gekommen?
Die hat mir mein Vater geschenkt, da war ich noch ein Kind. Ich bin damit früher immer auf meinem Velo durchs Dorf gefahren und habe schöne Autos fotografiert. Die Fotos waren damals wie Trophäen für mich. Nach meiner zweiten Ausbildung kam dann die digitale Fotografie – das war natürlich cool, man konnte so oft abdrücken wie man wollte. Dadurch bin ich noch viel stärker in das Hobby hineingewachsen.
Ich habe später sogar meine Partnerin Fabienne über die Fotografie kennengelernt. Damals habe ich eine Facebook-Gruppe für Fotografie-Interessierte in der Umgebung erstellt. Die Idee war, dass wir uns regelmässig treffen und austauschen können. Sie war zuerst ein bisschen zurückhaltend, da sie niemanden gekannt hat. Also haben wir uns zunächst zu zweit auf einen Kaffee getroffen und sind dann zusammengekommen – das ist jetzt 11 Jahre her.
Also fotografiert Ihre Partnerin auch?
Fabienne ist gelernte Fotofachfrau und fotografiert gelegentlich auch gerne. Sie schätzt die analoge Fotografie und hat ein sehr grosses Wissen. Wenn ich zum Beispiel eine Frage zum Thema Tiefenschärfe habe, bekomme ich von ihr immer eine hilfreiche Antwort.
Was bedeutet das Motto «Our world is beautiful» für Sie? Hat es Sie inspiriert?
Ich würde sagen, dass das ein zentrales Thema bei mir ist. Ich bin ein sehr visueller Mensch, ich mag schöne Dinge. Das können schöne Häuser sein, schöne Stühle oder schöne Boote – ganz egal. Natürlich passt das gut zu meinem Foto-Hobby. Dementsprechend kann ich fast sagen, dass ich das Motto lebe. Wenn ich zum Beispiel entspannen möchte, dann nehme ich mir ein Fotobuch hervor und schaue mir ästhetische Bilder an.
Was finden Sie an Ihrem Foto besonders «beautiful»? Welcher Aspekt davon gefällt Ihnen selbst am besten?
Ich nutze die Kamera oft, um in Welten einzutauchen, in denen ich selbst nicht zuhause bin. Wenn ich etwas sehe, das mich interessiert, dann entdecke ich das gerne fotografisch.
Auf dem Foto «Fliegenfischen 2» sieht man meinen Arbeitskollegen Oliver. Er gibt nebenbei Fliegenfischen-Kurse und ich habe mir schon immer vorgestellt, wie das wohl aussieht: Das Licht, das Wasser und so weiter. Also habe ich ihn einfach gefragt, ob ich mal gucken kommen dürfte. Das haben wir dann relativ spontan gemacht. Das Foto ist praktisch vor seiner Haustüre entstanden und das Licht war einfach super. Ich habe ihn um eine Wathose gebeten damit ich in den Fluss stehen konnte. Das hat total gut funktioniert, auch wenn das Gewässer nicht gerade still war und ich dachte «lass jetzt bloss nichts fallen» (lacht).
Was ist für Sie die Aussage Ihres Fotos?
Ich finde es zeigt die Zufriedenheit, die man spürt, wenn man etwas tut, das man liebt. So wie ich in diesem Moment nur an das Foto denke, so denkt er nur ans Fischen. Wir gehen beide in der Tätigkeit auf. Diese Ruhe, die man hat, wenn man sich ganz auf das konzentriert, was man gerne macht.
Sind Sie jemand, der Fototrips plant oder nehmen Sie einfach die Kamera mit und fotografieren spontan?
Es ist eine Mischung aus beidem. Meistens habe ich die Kamera mit dabei. Aber ich mache auch geplante Fotoshootings, zum Beispiel Porträts oder Reportagen. Für mich spielt das gar keine so grosse Rolle, weil ich einfach gerne fotografiere. Es hat beides seine Vorteile.
Was bedeutet Ihnen die Fotografie?
Die Fotografie ist für mich ein roter Faden in meinem Leben. Sie ist auch ein Anker, wenn es mir mal nicht so gut geht. Selbst wenn ich eine Weile Pause mache, habe ich irgendwann 1000 neue Ideen für Fotomotive.
Sie haben ja sehr vielfältige Fotos beim CEWE Photo Award eingereicht. Was fotografieren Sie am liebsten?
Ich habe kein spezielles Genre, das ich am liebsten mache. Bei mir ist es so: In dem Moment, wo ich mich für ein Thema interessiere – sei es das Fliegenfischen oder etwas anderes – interessiere ich mich automatisch auch für die visuellen Aspekte dieses Themas. Deshalb ist meine Fotografie ziemlich breit gefächert.
Die Street Photography habe ich zum Beispiel im letzten Jahr wiederentdeckt. Damals war ich viel in der Schweiz unterwegs, in verschiedenen Städten. Aber ich mache auch gerne Portraitshootings – im Gegensatz zur Strassenfotografie bekommt man hier ein direktes Feedback und kann mit den Models interagieren.
Haben Sie Fotos, die für Sie eine besondere Geschichte repräsentieren? Die vielleicht besonders emotional sind?
Für mich sind die emotionalsten Fotos die, die ich zum Beispiel auf unseren Touren mit dem Wohnmobil mache. Meine Partnerin und ich haben einen Blog (svefa-ontour.ch) und sind gerne unterwegs. Mit diesen Fotos kann ich die eigenen Ferien nochmals nachempfinden, deshalb sind sie besonders wertvoll für mich. Wir machen auch Videos, aber für mich sind die Fotos immer emotionaler und purer. Sie wirken ganz anders.
Was machen Sie aus Ihren Fotos?
Von unseren Ferien machen wir zum Beispiel Fotobücher für uns selbst, aber auch Wandbilder. Ich habe immer das Gefühl, Bilder fangen erst so richtig an zu leben, wenn du sie in den Händen hältst. Das kann in einem Buch sein, aber auch als Print.
Ich erinnere mich gerne an meine erste Erfahrung mit grossen Prints. Vor ein paar Jahren durfte ich einige meiner Fotos bei einer Ausstellung in Zürich zeigen. Es war eine Fotoreportage über einen Bodybuilder, den ich über sechs Monate bei seinem Aufbau begleitet habe. Es war einfach toll die Bilder so gross zu sehen. Man bekommt eine ganz andere Bindung zu den Fotos und zur Geschichte.
Das Fliegenfischen-Foto ist nun natürlich auch ein ganz besonderes Bild. Ich denke, ich werde es drucken lassen und Oliver schenken – das hat er sich ja quasi verdient (lacht).
Noch eine Frage zum Schluss: Wenn Sie Fotografie-Anfängern einen Tipp geben könnten, welcher wäre das?
Egal, was es ist: wenn dich etwas interessiert – geh’ raus und mach es. Denn was dich am meisten weiterbringt, ist etwas Neues zu lernen und dran zu bleiben. Es muss nicht von Anfang an alles perfekt sein. Je länger man etwas macht, desto besser wird man.
Vielen Dank für das Interview!
Website: svenburkhard.com
Reise-Blog: svefa-ontour.ch
Fotografie-Podcast uf Schwizerdütsch: fotografie-stammtisch.ch